Frühflug

Vom Himmel fällt ein leichter Niesel,
der Kopf ist schwer, der Magen flau,
es wartet ein Mercedes-Diesel, ich muss zu einer Fernsehschau.

Es ist noch ziemlich früh am Tage, mein Flug geht Punkt sieben Uhr zehn
und ich bin noch nicht in der Lage aus meinen Augen klar zu seh´n.

Die Hostessen lächeln freundlich, auch ihre Nacht war nicht sehr lang,
nur meine Müdigkeit ist feindlich – ich stolpere am Mittelgang.

Die Hand ist schwach und greift ins leere, mein Wunsch nach Halt wird riesengroß,
bevor ich noch das kreischen höre, sitze ich auf einem Nonnenschoß.

Rasch hab´ ich meinen Platz gefunden und mich an diesem festgeschnallt,
die Peinlichkeit ist überwunden und die Maschine startet bald.
Da seh´ ich aus dem Augenwinkel – mir bleibt doch wirklich nichts erspart,
wie ein besonders feiner Pinkel gespannt zu mir herüberstarrt.
Ich spürte, dass er Kavalier war, sehr gut betucht ein Mann von Welt
und als er plötzlich neben mir war roch es verdammt nach Lagerfeld.

Jetzt gibt es für mich kein Entrinnen, weil Zufall keine Gnade kennt,
der nette Herr ist wie von Sinnen, dass ich allein und prominent.
Ich habe Sie schon oft gesehen – startet er den Versuchsballon,
auch meine Frau muss ich gestehen, hätte sie gern als Schwiegersohn.
Ich habe zwei sehr hübsche Töchter, die jüngere verehrt sie heiß,
kurz rum ein nettes Foto möcht´ er mit Autogramm als Gunstbeweis.

Wir stoßen durch die Wolkendecke, die Sonne strahlt, das Auge tränt,
ich lehne hilflos in der Ecke, wo sich mein Hirn nach Ruhe sehnt.
Stumm sitz´ ich da und grinse süßlich, damit man gutes von mir hält,
mein Nebenan erzählt mir schließlich – so hab´ ich sie mir vorgestellt.

Das Flugzeug nähert sich dem Hafen, er sagt er war mir ein Genuss,
dass wir uns hier durch Zufall trafen, viel Glück noch Herr Cornelius.

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